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Zeichen des Widerspruchs sein

Kardinal Jean-Marie Lustiger ruft Christen zum prophetischen Leben auf – Die Welt ist unfähig, ihre eigenen Sünden zu sehen – Liebe als entscheidende Kraft – Oasentag mit über 400 Priestern und Diakonen in Würzburg

Würzburg (POW) Kardinal Jean-Marie Lustiger, langjähriger Erzbischof von Paris, hat die Unfähigkeit der heutigen Welt angeprangert, die eigenen Sünden zu sehen und die eigene Barmherzigkeit zu erkennen. Verfehlungen und Verbrechen gegen die Menschheit träten zwar immer sichtbarer hervor und verlangten weltweit nach Sanktionen, doch erwiesen sich gleichzeitig viele Menschen als selbstgerecht und verblendet. Die Christen seien aufgefordert, Zeichen des Widerspruchs in einer globalisierten Welt zu sein und die Liebe, deren Ursprung in Gott ist, als entscheidende Kraft des sozialen Lebens einzuführen. Der Kardinal war Gastredner beim erstmals durchgeführten „Oasentag“ am Montag, 10. April, vor über 400 Priestern, Diakonen und Priesteramtskandidaten in der Seminarkirche Sankt Michael in Würzburg.

Als neue Götzen nannte der Kardinal den Willen zur Macht und die Gewalt, die Anhäufung von Reichtümern und den Willen, diese zu besitzen, den Genuss, die Irrungen der Begierde und die Verwirrung der Beziehungen zwischen Mann und Frau sowie das Auseinanderbrechen der grundlegenden menschlichen Beziehungsstrukturen wie Freundschaft, Eintracht und Frieden in der Familie, zwischen den Generationen und in der Gesellschaft. Die Globalisierung könne den Triumph dieser Götzen bedeuten.

Die Seelsorger wies der Kardinal auf ihren priesterlichen, prophetischen und königlichen Dienst hin. Die gegenwärtige Krise und Infragestellung des katholischen Priestertums sei in Wirklichkeit die symptomatische Beschreibung des Kampfes, zu dem die Priester berufen seien. „Illusorisch ist das Wohlergehen vergangener Zeitläufe, während derer die Priester mehr durch empfangene Ehren und materielle Vorteile versucht wurden. Ihre Lebensart kompensierte ihren Verzicht auf ein Familienleben. Die weltlichen Versuchungen und jene des Amtes waren größer als heute“, sagte der Kardinal. Heute dürften sich die Seelsorger freuen, denn die Zukunft gehöre Gott. Sein Wirken in den alten und in den jungen Völkern der Welt werde noch manchen überraschen.

Weiter mahnte der Kardinal Priester und Laien, prophetisch zu leben. Das erfordere nicht nur, sich von den Götzen der heutigen Zeit zu lösen, sondern auch auf die Erlösung des Menschen durch Gott einzugehen – auf die Vergebung seiner Sünden, auf seine Befreiung zur Freiheit hin und auf die Wiederherstellung seiner Würde. Die Priester mahnte der Kardinal, die Christen in ihrem prophetischen Kampf zu unterstützen. Mehr denn je sei heute die Ganzhingabe der Priester an die Gläubigen nötig. Gott verlange von den Bischöfen und Priestern, vorbildliche Zeugen dessen zu sein, was Jesus in seinem Leiden, seiner Auferstehung und seiner Verherrlichung vollbringe. Gott bediene sich des Priesters, um das prophetische Zeichen einer neuen Welt zu setzen, die im Anbruch ist – inmitten einer alternden Gesellschaft, die sich von den eigenen, selbstzerstörerischen Begierden erfassen lasse.

(1506/0559; E-Mail voraus)

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