Hohenroth (POW) Wer von Bad Neustadts westlicher Außenstadt nach Hohenroth fährt, sieht schon von weitem die Flachdächer des neuen Sonderpädagogischen Förderzentrums. Viel Glas und Außenwände in Blau und Rot kennzeichnen die Fronten. Auf Helligkeit und warme Farben wurde bei dem Schulgebäude für Schüler mit Lern- oder Sprachstörungen großer Wert gelegt. Träger des Zehn-Millionen-Euro-Baus ist die gemeinnützige Schulen-GmbH der Caritas. Am Samstag, 6. Mai, wird der Neubau um 10 Uhr eingeweiht. Ab 14.30 Uhr wird für die Öffentlichkeit ein „Tag der offenen Tür“ angeboten.
„Die ersten Planungen reichen zurück bis in die frühen 90er Jahre“, weiß Rektorin Renate Mock. Beweggründe für den Standort Hohenroth waren unter anderem die Nähe zur Kreisstadt Bad Neustadt und die unmittelbare Nähe zur Edmund-Grom-Schule im Dorf. Die bislang auf viele Einzelgebäude verstreute sonderpädagogische Kompetenz an einem Ort zu bündeln war der konzeptionelle Hintergrund. 2004 begannen die Arbeiten in Hohenroth. Seit 9. Januar 2006 haben 175 Schüler in dem Neubau Unterricht. 118 weitere sind in der Außenstelle in Bad Königshofen untergebracht. Rund 45 von ihnen werden im kommenden Schuljahr nach Hohenroth wechseln.
Von der Nähe zur Grund- und Hauptschule profitiert das Förderzentrum auf vielfältige Weise, vor allem die Schüler der Sprachheilschule: Eine Klasse der Jahrgangsstufe 5 oder 6 ist im Hohenrother Hauptschulgebäude untergebracht, wo sie nach Regellehrplan der Hauptschule von einem Sonderschullehrer unterrichtet werden. „So haben die Schüler Kontakt mit den Hauptschülern der Regelschule. Das erleichtert ihnen später den Wechsel auf die Regelschule.“ Früher waren diese speziellen Klassen im 20 Kilometer entfernten Mellrichstadt angesiedelt. Betreuungsbesuche waren damit weitaus aufwändiger.
Auch wer noch nicht schulpflichtig ist, profitiert vom neuen Förderzentrum: „Wir betreuen rund 130 Kinder in der so genannten Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE): drei Gruppen sind hier im Haus, vier in Bad Königshofen, zwei in Stockheim und drei in Bischofsheim angesiedelt“, erläutert die Schulleiterin. Der Bedarf gerade im Bereich der Sprachförderung steigt: „Heute kommen viele Eltern erst im letzten Kindergartenjahr vor der Einschulung auf uns zu. Ein Jahr reicht oft nicht aus, um alle Defizite aufzuarbeiten“, bedauert Schulleiterin Mock. Gerade die tägliche, kontinuierliche Förderung in der SVE könne viel bewegen. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Kinder aus der SVE in die Regelschule zu empfehlen. Leider kommen viele Eltern erst dann, wenn ambulante Therapien nicht den erhofften Erfolg bringen.“
15 Schulklassen sind im Hohenrother Schulhaus untergebracht. Für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 gibt es eine Schultagesstätte, die neben einem warmen Mittagessen am Nachmittag Hausaufgabenbetreuung sowie zusätzliche Förderangebote aus dem Bereich der Logopädie, Ergotherapie und Heilpädagogik umfasst. Auch in der SVE besteht diese Möglichkeit. „Eltern müssen pro Monat nur einen Eigenteil von 26 Euro für das Essen einbringen“, sagt Mock.
Mit einem Informatikraum, zwei Werkräumen zum Töpfern und Holzarbeiten, einer Schulküche einem Fachraum für die Naturwissenschaften, einem Handarbeitssaal und mehreren Zimmern zur individuellen Förderung in der Kleingruppe ist das Raumangebot großzügig bemessen. Die Schülerbibliothek in der Aula bietet neben Lesestoff auch zwei komplett ausgestattete Mutimedia-PC. „Bei der Dimensionierung der Flure wurde Wert darauf gelegt, dass Bereiche für klassenübergreifende Projekte und offene Unterrichtformen entstehen“, betont die Rektorin. Separate Pausenhöfe für die Vorschulkinder, die Jahrgänge 1 bis 4 sowie 5 bis 9 bieten Platz für den Bewegungsdrang: Basketballkorb, Tischtennisplatte und Kletterpyramide gehören zu den Schmankerln. Für die ganz kleinen ist gar im Sandkasten ein Bagger installiert.
Noch toben die Schüler während der Pause im gepflasterten Vorhof der Schule: Den Pausenhöfen fehlt noch der Rasen, und der schwere Lehmboden ist zu klebrig. Und auch die Busanbindung der Schule soll spätestens zum neuen Schuljahr noch besser werden. Ein paar Anlaufschwierigkeiten sind ganz normal. Das wissen auch die Verantwortlichen – Sonderschullehrer, Fachlehrer, Erzieher, Heilpädagogen, Logopäden, Ergotherapeuten sowie Vorpraktikanten. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass im neuen Förderzentrum das Wichtigste im Blick bleibt: der einzelne Schüler und sein Bedarf an individueller Förderung.
(1706/0627)