Würzburg (POW) Hoheiten in glitzernden Gewändern, Narrenkappen mit ausladendem Federschmuck, Trommeln, Fanfaren und zwei Fernsehteams, klatschende Menschen und viel Heiterkeit: Anderthalb Stunden dauerte der ökumenische Gottesdienst der Würzburger Faschingsvereine mit Weihbischof Helmut Bauer und dem stellvertretenden evangelisch-lutherischen Dekan Winfried Schlüter am Donnerstagabend, 12. Januar. Die Besucher, die zum Teil auf die Stehplätze in den Seitengängen der Augustinerkirche ausweichen mussten, schienen keine Sekunde gelangweilt.
Schon das musikalische Spektrum war denkbar breit. Es reichte von Rhöner Blasmusik mit den Bergmusikanten Waldfenster über die Lieder des Spielmannszugs der Ranzengarde bis hin zu amerikanischen Gospels. Jutta Wieczorek riss bei „He’s got the whole world in his hand“ mit ihrer souligen Stimme auch Weihbischof und Dekan zum Aufstehen und Mitklatschen hin.
„Lachen enthüllt die äußerste Wahrheit. Fasching ist aber auch Arbeit und Ärger; er kostet die Organisatoren Schweiß und Mühe“, sagte Schlüter. Der Einsatz lohne sich, weil Lachen entspanne und überwinde. „Hinter dem Absurden ahnen wir eine ordnende Wirklichkeit. Wir Christen können lachen, weil unser Leben umspült ist vom Glanz Gottes, dem Kind von Maria.“ Die evangelischen Christen hätten in Sachen Fasching noch ein wenig Nachholbedarf. Dennoch gab sich Dekan Schlüter gewiss: Fasching ist nur auf metaphysischem Hintergrund möglich.
Für den Weihbischof steht der Fasching für die Erkenntnis: Manches im Leben muss auf die Schippe genommen werden. „Wenn wir schon nicht in den Spiegel schauen, dann müssen ihn uns eben die anderen vorhalten.“ Wie Schlüter ermahnte Weihbischof Bauer die Närrinnen und Narren, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen. „Seien sie bei aller Ausgelassenheit gnädig, verletzen sie niemanden in seiner Menschenwürde.“
Auch im Himmel seien heitere Szenen zu beobachten, berichtete der Weihbischof in seiner mit Pointen gespickten Ansprache. „Als ein altes Paar nach über 70 Jahren Ehe in den Himmel kommt, zeigt Petrus den beiden ihre neue himmlische Wohnung. Alles ist aufs feinste hergerichtet. ‚Alles steht schon lange für euch bereit’, sagt Petrus. Und die Ehefrau stubst ihren Gatten in die Rippen: ‚Das hätten wir früher haben können. Du immer mit deinen Knoblauchpillen’.“
Symbolfiguren der einzelnen Gesellschaften trugen die Fürbitten vor, in denen sie unter anderem um einen Humor, der andere nicht verletzt, und um Gottes Schutz bei den Fahrten zu den verschiedenen Auftritten baten. Für die Mitgestaltung des Gottesdienstes erhielten die Bergmusikanten aus Waldfenster, Jutta Wieczorek sowie Weihbischof und Dekan jeweils einen Faschingsorden. Burkard Pfrenzinger, Sitzungspräsident der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg, sammelte als Küster verkleidet noch zum Abschluss die Kollekte ein. Die entscheidende Erkenntnis seiner abschließenden Büttenrede: „Mein Leben, das wär’ halb so schwer, ach wenn ich nur ein Pater wär’.“
mh (POW)
(0306/0084; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet